Am 11. Juni 2015, 19.30 Uhr findet im Liborianum der Historische Gesprächskreis statt. Vortragen wird Hendrik Jahns zum Thema: “Das größte Problem an der Grenze” – Die Versalzung der Werra als grenzüberschreitender Konfliktfall zwischen der Bundesrepublik Deutschland und der Deutschen Demokratischen Republik.
Die Versalzung der Werra durch Abwässer der Kaliindustrie wurde als das größte Problem an der innerdeutschen Grenze imaginiert. Doch für den wichtigsten und schwersten Umweltkonflikt zwischen beiden deutschen Staaten konnte keine Lösung erzielt werden. Trotz anderthalb Jahrzehnte fortdauernder mal offizieller, mal inoffizieller deutsch-deutscher Gespräche, Sondierungstreffen, Expertenrunden und Verhandlungen konnte bis zum Zusammenbruch der DDR faktisch keine Reduzierung der Salzfracht in Werra und Weser erreicht werden – nicht der kleinste Kompromiss zur Entlastung des Flusssystems wurde von den Verhandlungsparteien gefunden. Mit gesundem Menschenverstand sei dies schlicht nicht nachzuvollziehen, so der Vorsitzende des Weserbundes Karl Jantzen zugespitzt in seiner Rede auf dem sogenannten ‚Salz-Kongress’, der noch im Februar 1990 in Minden abgehalten wurde. – Die Arbeit will die damit aufgeworfene, emotional gefärbte Diskussion um die bislang von der (umwelt-)historischen Forschung kaum berücksichtigten Ursachen dieses umweltpolitischen Fehlschlags versachlichen, indem sie systematisch die Bausteine dieses Misserfolgs aufdeckt und damit die multidimensionalen Gründe dieser Negativgeschichte des Scheiterns transparent und nachvollziehbar werden lässt. Die deutsch-deutschen Auseinandersetzungen um die Salzfracht in der Werra sind ein Lehrstück für fatale Kausalketten und Pfadabhängigkeiten sowie für die Konnektivität umweltpolitischer Konflikte mit wirtschafts- und symbolpolitischen und – in dem vorliegenden Fall – insbesondere essentiellen deutschlandpolitischen Streitfragen.
Alle interessierten sind herzlich willkommen.