Referent: Prof. Dr. Dietmar Klenke, Historiker der Universität Paderborn
wann: Donnerstag, 20.02.2014
wo: Aula der Gesamtschule Elsen
Veranstalter: Volkshochschule Paderborn
Mit der Kaffeekrieg-Oper von 1882 hat der Paderborner Geschichtsprofessor Dietmar Klenke ein einzigartiges Dokument des Kulturlebens der Stadt Paderborn wiederentdeckt. Als Spiegel großer politischer Streitfragen brachte die Oper die tiefe Kluft zwischen Kirchenmilieu und liberalen Bürgerkreisen in der Ära des Kulturkampfes auf die Bühne. Vom angespannten politischen Klima vermittelt der Librettist August Baumann, ein in Vergessenheit geratener Schriftsteller und profilierter Vertreter des Paderborner Liberalismus, einen nachhaltigen Eindruck.
Vordergründig präsentiert er eine harmlos anmutende Karnevalskomödie, die an den Widerstand der Paderborner gegen das fürstbischöfliche Kaffeeverbot 100 Jahre zuvor erinnert. Aber hintergründig geht es um den konfessionellen Machtanspruch der Paderborner Bischofskirche in der Kulturkampfzeit. Das Recht auf Kaffeegenuss steht hier für die modernen Freiheitsrechte und das Kaffeeverbot des Fürstbischofs für autoritär anmaßendes Auftreten.
Interessierte erwartet nicht nur eine unterhaltsame Nacherzählung der Opernhandlung, sondern auch eine musikalische Darbietung von Schlüsselstellen der Oper, die der Referent auf Basis der im Stadtarchiv Paderborn befindlichen Partiturfragmente in einer Fassung für Gesang und Klavier rekonstruiert hat. Selbstverständlich wird auch eine Einordnung in die politischen Zeitumstände nicht fehlen. So löste bei der liberalen Minderheit im damaligen Paderborn Beklemmungen aus, dass ein kulturkämpferisch aufgerüsteter Katholizismus vor Ort und in der Region den freien Meinungsaustausch stark beeinträchtigte. Dies erklärt aus der Sicht des Referenten, dass liberale Bürgerkreise das Kaffeeverbot des Fürstbischofs zur historischen Kulisse einer satirischen Singspiel-Oper machten.